Sehr interessant ist ein Vergleich von Effi von Briest und ihrer Mutter Frau von Briest. Dabei fallen einem direkt viele Unterschiede auf. Effi lebt eindeutig ihre Gefühle aus, ist sehr leidenschaftlich, sorglos und sehr kindlich übermütig. Dies vermittelt besonders während der Anfangsszenarien des Romans den Eindruck, dass Effi immer noch Kind und keinesfalls eine Dame ist. Bei Frau von Briest erkennt man ihre Zurückhaltung in Gefühlsangelegenheiten. Sie macht sich eher Sorgen um das Verhalten ihrer Tochter und verkörpert die Dame des Hauses. Schlussendlich ist Effi also eher unangepasst während sich ihre Mutter eindeutig den gesellschaftlichen Vorstellungen anpasst und diesen entspricht. Diese Eigenschaft macht Mutter und Tochter von Grund auf zu verschiedenen Charakteren.
Auch die erzähltechnischen Mittel, die zur Präsentation beider Figuren angewandt werden, sind eines Vergleiches wert. Effi wird eingeführt durch Beschreibungen des Verhaltens. Diesen Part übernimmt klar der Erzähler. Auch durch den Dialog mit ihrer Mutter wird dem Leser vermittelt, um was für eine Person es sich bei Effi von Briest handelt. Der Erzähler kommentiert zudem an manchen Textstellen sehr stark. Frau von Briest wird ebenfalls durch Beschreibungen des Verhaltens durch den Erzähler eingeführt. Auch durch den Dialog mit ihrer Tochter werden dem Leser Eigenschaften der Mutter nahegebracht. Der ebenfalls vorhandene Erzählerkommentar macht dann eindeutig, dass die Einführung dieser beiden Personen aus erzähltechnischer Sicht deckungsgleich ist. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Charaktereigenschaften von Mutter und Tochter stark unterschiedlich sind, während die Art diese zu vermitteln vom Autor auf die gleiche Art und Weise durch den Erzähler vorgenommen wird. Sowohl die indirekte als auch die direkte Methode findet also ihre Anwendung.