Maximilien Robespierre bzw. vollständig Maximilien Marie Isidore de Robespierre wurde am 6. Mai 1758 in Arras als erstes von vier Kindern in eine Advokatenfamilie geboren. Er starb am 28. Juli 1794 in Paris und war wie sein Vater Rechtsanwalt (er erarbeitete sich den Ruf als „Anwalt der Armen“), später allerdings auch Politiker. Genannt wurde er „der Unbestechliche“ und war ein führendes Mitglied der Jakobiner. Er prägte die erste Phase der Französischen Revolution entscheidend mit. Er selbst wurde unter anderem von Jean-Jacques Rousseau geprägt und versuchte auch später als er in den Wohlfahrtsausschuss berufen wurde diese Ideale zu verwirklichen. So bekam er seinen Ruf als „Blutrichter“ der Französischen Revolution.
Das Drama Dantons Tod von Georg Büchner konzentriert sich vor allem auf den namensgebenden Danton und seinen Gegenspieler Robespierre. Büchner zeichnet darin bei Robespierre ein Bild der menschlichen Kälte. So verteidigt er mit seiner Tugendideologie immer wieder das blutige Vorgehen und zeigt wenig Verständnis für seine Gegner. In der sechsten Szene des ersten Akts offenbart er gegenüber Danton:
Das Laster muss bestraft werden, die Tugend muss durch den Schrecken herrschen.
Im zweiten Akt, dritte Szene (S. 39 Zeilen 28 ff.) beschreibt sein alter Freund Camille Robespierre folgendermaßen:
Er war immer finster, und einsam. Ich allein suchte ihn auf und machte ihn zuweilen lachen. Er hat mir immer große Anhänglichkeit gezeigt.
Diese Szene macht auch noch einmal deutlich, wie konsequent und gnadenlos Robespierre seine Gesinnung verfolgt. So wird er später in der Lektüre diesen alten Freund mit Danton hinrichten lassen. Camille selbst hat damit nicht gerechnet.
Dennoch ist es nicht Robespierre, der maßgeblich die Geschehnisse steuert. Viel mehr wird er bzgl. des Vorgehens gegen Danton und seine Gefolgschaft von St. Just gedrängt und wird erst danach aktiv (Dies unterscheidet Robespierre von Danton. Daton wird selbst nach drängen seiner Freunde nicht aktiv und bleibt passiv):
1. Akt 6. Szene S. 28 Z.19 ff.
ST. JUST. […] Wir werden den Vorteil des Angriffs verlieren. Willst du noch länger zaudern? Wir werden ohne dich handeln. Wir sind entschlossen.
Auch Camilles Hinrichtung geht ursprünglich auf St. Just zurück. Dieser hat die Beseitigung des Dantonisten Camille schon beschlossen und teilt dies Robespierre ebenfalls im ersten Akt und der sechsten Szene auch mit. Damit Robespierre die Entscheidung „mitträgt“ legt St. Just diesem ein Schreiben vor, in dem Camille über Robespierre herzieht.
Dennoch ist Robespierre alles andere als unbeliebt beim Volk. Im Gegenteil, in der zweiten Szene des erstens Akts, wird er von einem Weib Messias genannt:
Ein Weib. Hört den Messias, der gesandt ist zu wählen und zu richten; er wird die Bösen mit der Schärfe des Schwertes schlagen.
Tatsächlich sieht sich selbst Robespierre als eine höhere Instanz. In seiner Hybris, die er selbst aber immer auf den Willen des Volkes (1. Akt 2. Szene S. 12) zurückführt, zieht er eine blutige Schneise. Doch nicht nur durch das Volk wird er zum Messias erhoben, auch sein vordergründiger Charakter weißt Ähnlichkeiten auf. So ist nach eigenen Aussagen sein Gewissen rein (1. Akt 6 Szene S. 25). Und auch Danton muss die reine Tugend des Robespierre anerkennen:
1. Akt, 6. Szene
Danton. […] du hast kein Geld genommen, du hast keine Schulden gemacht, du hast bei keinem Weibe geschlafen, du hast immer einen anständigen Rock getragen und dich nie betrunken. Robespierre du bist empörend rechtschaffen.
Auch wenn Dantons Tod mit dem Tod von Danton endet, soll an dieser Stelle nicht noch das Ende des realen Robespierre verschwiegen werden. Letztendlich kostete seine Hybris, in der er mit einer erneuten „Säuberungswelle“ weitere Menschen beseitigen wollte, den eigenen Kopf. Am 28. Juli 1794 wurden Robespierre und 21 seiner Anhänger mittels Guillotine enthauptet.
Hinweis: Die Zeilen und Seitenangaben beziehen sich auf die Reclam Ausgabe von “Georg Büchner – Dantons Tod” der ersten Auflage aus dem Jahr 2002.