Danton ist einer der Hauptprotagonisten im Drama Dantons Tod von Georg Büchner. Historisch gesehen wurde Georges Jacques Danton am 26. Oktober 1759 in Arcis-sur-Aube, Département Aube, in Frankreich geboren und starb am 5. April 1794 in Paris. Der für seine Reden berühmten Danton war einer der Führer der unteren Volksschichten in der Französischen Revolution und Leiter des ersten Wohlfahrtsausschusses. Ursprünglich war er erst Schreiber, dann Rechtsanwalt, später sogar stellvertretende Staatsanwalt in Paris. Er gründete mit seinen Freunden Camille Desmoulins und Jean Paul Marat die Cordeliers und war gleichzeitig Mitglied bei den Jakobinern. Nach dem er im Jahre 1792 die Septembermorde als Justizminister duldete, legte er kurz darauf das Ministeramt nieder. Ein Jahr später mäßigte er seine politische Ausrichtung, verließ die Cordeliers und bildete zusammen mit Camille Desmoulins die Dantonisten (auch Indulgenten genannt).
Dieses Vorwissen ist etwa nötig, um die Charakterisierung von Danton anzugehen. Ihm gegenüber steht Robespierre, der selbst führendes Mitglied der Jakobiner ist, jene Gruppe die Danton selbst einmal mit Jean Paul Marat und Louis Antoine de Saint-Just geführt hatte.
Auch wenn Danton von Robespierre am Ende von „Dantons Tod“ hingerichtet wird, verzichtet Georg Büchner Danton als hilfloses Opfer darzustellen. So wird Danton nicht nur im positiven Licht präsentiert, sondern auch seine Schattenseiten offengelegt. Warum Danton sterben muss, bringt ein Bürger im 3. Akt, 10. Szene auf den Punkt:
Zweiter Bürger. Danton hat schöne Kleider, Danton hat ein schönes Haus, Danton hat eine schöne Frau, er badet sich in Burgunder, isst das Wildpret von silbernen Tellern und schläft bei euren Weibern und Töchtern, wenn er betrunken ist.
Danton war arm, wie ihr. Woher hat er das alles? Das Veto hat es ihm gekauft, damit er ihm die Krone rette. Der Herzog von Orleans hat es ihm geschenkt, damit er ihm die Krone stehle.
Der Fremde hat es ihm gegeben, damit er euch alle verrate.
Diese Charakterisierung von Danton, als genusssüchtiger und auch bestechlicher Mensch, ist alles andere als schmeichelhaft. Seine Maßlosigkeit an Genuss wird beispielsweise an seiner Frau Julie deutlich. Obwohl er sie liebt (1. Akt, 1. Szene, S. 5, Zeile 30 ff.)
Danton. Nein Julie, ich liebe dich wie das Grab […]
vergnügt er sich doch mit den Grisetten.
Danton verhehlt aber diesen Charakterzug auch gar nicht und ist sich dessen Wirkung auf das Volk auch durchaus bewusst. Gegenüber Lacroix erwidert Danton bzgl. der Einstellung des Volkes zu seinem Leben im 1. Akt, 5 Szene (S. 24 Z. 11-12):
Es hasst die Genießenden, wie ein Eunuch die Männer
Auch im Gespräch mit Robespierre verteidigt Danton seinen Lebensstil (1. Akt, 6. Szene, S. 25, Zeilen 22 ff.)
Ich würde mich schämen dreißig Jahre lang mit der nämlichen Moralphysiognomie zwischen Himmel und Erde herumzulaufen bloß um des elenden Vergnügens willen andre schlechter zu finden, als mich.
Weiter später antwortet er auf die Frage von Robespierre, ob er die Tugend leugnet, dass er nicht nur davon nichts halte, sondern auch vom Laster nicht. Weiter meint er (1. Akt, 6. Szene, S. 26, Zeilen13 ff.):
Es gibt nur Epikureer und zwar grobe und feine, Christus war der feinste; das ist der einzige Unterschied, den ich zwischen den Menschen herausbringen kann. Jeder handelt seiner Natur gemäß d.h. er tut, was ihm wohl tut.
Doch auch wenn Dantons „missverstandene“ Auslegung des Epikureismus (denn auf die Lehren des Epikur beruft er sich) ihn erst in die tödliche Lage bringt, ist sie doch nicht für seinen Tod verantwortlich. Viel mehr basiert sie auf einer Passivität, Fehleinschätzung seiner Person und Selbstaufgabe, die Danton weiter charakterisieren.
Schon in der ersten Szene im ersten Akt (S. 8, Zeilen 32 und 33), wendet sich Danton ab und meint zu Julie:
Ich muss fort, sie reiben mich mit ihrer Politik noch auf.
Auch als sich die Situation zuspitzt, sieht sich Danton nicht zum Handeln gezwungen (vgl. 1. Akt, 5. Szene). Im Gegenteil, er meint gar, dass sie es „nicht wagen“ (S. 23 Z. 23) werden ihn zu richten. Zu dieser Einschätzung kommt er, da er ein völlige Realitäts verzerrtes Bild von sich in der Öffentlichkeit hat. So schätzt er seinen Einfluss, den er während dem Beginn der Revolution gewonnen hat, völlig falsch ein. Dies wird am deutlichsten in Z. 19 ff, S. 24 des 1. Akt, 5 Szene:
Danton. Du träumst. Sie hatten nie Mut ohne mich, sie werden keinen gegen mich haben: die Revolution ist noch nicht fertig, sie könnten mich noch nötig haben, sie werden mich im Arsenal aufheben.
Als dann kein Zweifel mehr am Schicksal von Danton und seinen Gefolgsleuten mehr besteht, hat sich Danton schon längst aufgegeben. So bezeichnet er sich in Zeile 19, S. 31, 2. Akt, 1. Szene als „Sterbenden“. Ab Zeile 4, S. 32 erklärt er dann Lacroix, warum er des Leben überdrüssig ist. Er „will lieber guillotiniert werden, als guillotinieren lassen“. Doch Lacrois glaubt nicht an Dantons Ausflüchten. So meint er
Lacroix. Und glaubt kein Wort von dem was er gesagt hat. Nichts als Faulheit! Er will sich lieber guillotinieren lassen, als eine Rede halten.
Auch Camille prangert Dantons Trägheit an (S. 39, Z. 5). Woraufhin Danton lediglich antwortet, er wäre nicht träge sondern müde.
Seine erste wirklich aktive Handlung, und gleichzeitig auch eine Schlüsselstelle, ist der 2. Akt, 4. Szene. Gepeinigt von seiner Mitwirkung an den Septembermorden will er lieber sterben, als mit diesen Gedanken im Kopf weiterzuleben: (S. 40, Zeile 24 ff.)
Der Ort soll sicher sein, ja für mein Gedächtnis, aber nicht für mich, mir gibt das Grab mehr Sicherheit, es schafft mir wenigstens Vergessen! Es tötet mein Gedächtnis. Dort aber lebt mein Gedächtnis und tötet mich, Ich oder es? Die Antwort ist leicht (Er erhebt sich und kehrt um).
Dennoch ist er sich auch weiterhin sicher, dass sie es schon nicht wagen werden ihn zu töten.
Halt gibt ihm neben seinem Freund Camille auch seine Frau Julie. Nicht nur an der Beziehung zur ihr, wird Dantons Widersprüchlichkeit offen gelegt. Er kann sich nicht wirklich entscheiden was er möchte, widerspricht sich immer wieder selbst im Handeln und Denken: Spaß mit den Grisetten oder doch die wahre Liebe mit Julie, fliehen oder sich stellen, für die Revolution weiterkämpfen oder sich ihm Verlauf ergeben, leben oder sterben? All diese Entscheidungen lähmen Danton und machen ihn so träge.
Hinweis: Die Zeilen und Seitenangaben beziehen sich auf die Reclam Ausgabe von “Georg Büchner – Dantons Tod” der ersten Auflage aus dem Jahr 2002.
Ich muss anmerken, dass Danton Julie nicht betrügt. Sie weiß, dass er mit anderen Frauen schlaft, doch sowohl Julie als auch Danton trennen Körperliche von geistieger Liebe. Abgesehen davon ist die Chrakterisierung gut gelungen.
Danke für die tolle Seite, hat uns sehr viel bei unseren Hausaufgaben
geholfen. :*