In diesem Artikel findet man eine Szeneanalyse der Szene: Kohlhaas – Luther – Gespräch im Buch Michael Kohlhaas von Heinrich von Kleist. Besprochen werden Inhalt, Aufbau und auch sprachliche Besonderheiten dieser Szene. Um eine bessere Übersicht über die Szene „Kohlhaas – Luther – Gespräch“ zu erhalten, erfolgt die Szeneanalyse durch eine Auflistung von Stichworten. Lob, Kritik und weitere Anmerkungen können jederzeit per Kommentar unter der Szeneanalyse abgegeben werden.
Inhalt
Inhalt Kurzzusammenfassung
- Nach dem Kohlhaas das Plakat von Luther entdeckt hat, macht er sich auf den Weg nach Wittenberg um Luther persönlich zu treffen.
- Er möchte Luther in diesem Treffen von der Rechtschaffenheit seiner Taten überzeugen
- Unter Androhung seines eigenen Suizids, zwingt Kohlhaas, dass Luther ihn anhört
- Kohlhaas erklärt Luther sein bisheriges Vorgehen und damit auch sein Scheitern vor den Gerichten
- Kohlhaas fordert von Luther freies Geleit nach Dresden, im Gegenzug würde er seinen Kampftrupp auflösen
- Luther kritisiert Kohlhaas bisheriges Vorgehen und stört sich vor allem an die Unverhältnismäßigkeit
- Nach dem Kohlhaas auch von dem schmerzlichen Verlust seiner Frau erzählt, kann er Luther umstimmen
- Luther sichert Kohlhaas zu, dass er mit dem Kurfürsten reden möchte
- Dennoch verweigert Luther Kohlhaas die Beichte, da Kohlhaas nicht im Stande ist, seinen größten Feind, dem Junker Wenzel von Tronka, zu vergeben
- Obwohl Kohlhaas sein Ziel erreicht hat, verlässt er niedergeschlagen Luther
Aufbau der Szene
- Ort: Luthers Zimmer in Wittenberg
- Personen: Luther, Kohlhaas, (Famulus von Luther)
- Erzählform: Erzählbericht, auktorial, sachlich, dokumentarisch, indirekte und direkte Rede
- Gesprächsanteile zwischen Luther und Kohlhaas etwa ausgeglichen
- langer wörtlicher Dialog
Sprachgestaltung
- Häufung von Satzzeichen (Semikolon, Ausrufezeichen, Gedankenstriche …)
- ungewöhnlicher Gebrauch von Satzzeichen (Regelverstöße)
Inhaltliche Analyse
- Das Paar Pistolen (Alliteration!) kommt schon am Anfang der Szene eine besondere Rolle zu. So ist es z.B. sehr erstaunlich das der „Kriegsherr“ Kohlhaas zu einem Treffen mit einen friedlichen Theologen schwer bewaffnet erscheinen muss, obwohl offensichtlich keine Gefahr droht
- Die Zweideutigkeit dieses Paar Pistolen wird nur wenig später deutlich, wenn Kohlhaas nicht wie alle erwarten Luther damit bedroht, sondern sich damit selbst töten möchte -> Verdeutlichung des seltsamen Zusammentreffens dieser beiden Personen
- Das Paar Pistolen ist ein Spiegelbild seiner gegenwärtigen Lage, den auch beim Treffen mit Luther greift er zu unverhältnismäßigen Mitteln, wie schon im ganzen Verlauf der Geschichte
- Die Szene macht noch einmal den gewaltigen Respekt von Kohlhaas gegenüber Luther deutlich (Kohlhaas der „seinen Hut ehrerbietig in der Hand hielt“)
- Luther erkennt sofort, dass vor ihm ein „besonderer Mann“ steht und spürt auch das „schüchterne Vorgefühl des Schreckens“, das von diesem Mann ausgestrahlt wird
- Kleist beschreibt Luther selbst als den strebsamen Gelehrten, wie man ihn sich vorstellt. Denn obwohl schon die Nacht eingebrochen ist, sitzt Luther „unter Schriften und Büchern“
- Damit vermittelt die Szene auch eine Art „Lehrer-Schüler“-Beziehung
- Obwohl Luther seine Abneigung gegen Kohlhaas mehrmals deutlich zum Ausdruck bringt („entsetzlicher Mensch“, „heilloser“, „gottverdammter“, „rasender, unbegreiflicher und …“) nimmt sich Kohlhaas diese Beleidigungen nicht zu Herzen und spricht Luther weiterhin mit dem Zusatz „hochwürdiger“ Herr an. Beweis für die fast schon devote Haltung von Kohlhaas gegenüber Luther
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