Ebenso wie das Muster der tragischen Figuren, gibt es in Schillers „Don Karlos“ ein weiteres Muster, das sich auf das Drama im Besonderen anwenden lässt. Schließlich war es Friedrich Schiller selbst, der dieses Muster des „im Sinne der Klassik schönen Menschen“ mit geprägt hat.
Dabei kann zur Verdeutlichung folgendes Beispiel angeführt werden: Stellt man sich eine Situation vor, in dem ein Mensch von einem Räuber überfallen wurde und ohne Bekleidung nun am Straßenrand liegt, kommt es nun auf das Verhalten von drei Reisenden an, die vorbeikommen. Der erste Reisende hört sich den Vorfall ausführlich vom Opfer an. Er ist durchaus bestürzt, kann jedoch – so sagt er selbst – nicht helfen und den Anblick nicht ertragen. Daher möchte er ihm Geld geben, damit er sich irgendwo wieder Kleider kaufen kann. Ein zweiter Reisender hört sich den Vorfall vom Opfer ebenfalls an. Dann beginnt er jedoch mit sich selbst zu ringen: Was gebe ich? Geld oder meinen eigenen Mantel? Er selbst braucht den Mantel eigentlich, da er aufgrund einer Krankheit dem Tode sowieso schon sehr nahe steht. Auf der anderen Seite ist er sich aber auch selbst seiner Pflicht der Nächstenliebe sehr bewusst. Nachdem er sehr lange überlegt hat, hilft er dann. Der dritte Reisende sieht das Opfers und hilft direkt und ohne Umwege. Auch obwohl er dadurch selbst Nachteile hat. Er trägt den Verletzten ins nächste Dorf und muss daher sein eigenes Gepäck alleine im Wald zurücklassen.
Macht man sich diese Szenerie klar, kann man Schillers Muster vom „Schönen Menschen“ oder von der „Schönen Seele“ verdeutlichen. Ein im Sinne der Klassik schöner Mensch muss sofort bereit sein zu helfen, aus Nächstenliebe auch ohne Rücksicht auf eigene Nachteile handeln und ohne langwieriges Abwägen von Vor- und Nachteilen für die eigene Person handeln. Ein schöner Mensch lässt sich nach diesem Muster von geistiger Einsicht und nicht von unmoralischen Ideen leiten.
Dieses Konzept der Schönen Seeke ist doch ein wenig komplexer, als dass man es auf die alleinige Nächstenliebe begrenzen könnte.
Hinzukommen etliche sprachliche und grammatikaliche Fehler, sodass ich nicht empfehlen kann, diesen Text in die eigene Recherchen aufzunehmen.
In der Tat geht es bei Schillers Konzept von der schönen Seele weniger um die Zuwendung zum Anderen als vielmehr um die Bezogenheit auf sich selbst. Die Schöne Seele ist losgelöt von allen irdischen Wünschen und Leidenschaften und erlnagt damit die Ebene der absoluten Erhabenheit.
Das kann entweder geschehen im Tode oder durch die Kunst. Im „Carlos“ ist das Konzept noch nicht vollkommen niedergelegt, der Weg dahin ist aber schon erkennbar, z.B. wohl bei Posa; man sieht es erst vollkommen in den Folgedramen Schillers.